Prof. Dr. Klaus Anderbrügge

Bunt, schön, jung und weltoffen


„Münster ist stärker als je zuvor eine Universitäts- und Hochschulstadt geworden.“ Mit dieser These eröffnete Prof. Dr. Klaus Anderbrügge, ehemaliger Kanzler der Universität und Geschäftsführer der Westfalen-Initiative, sein Einleitungsreferat. Standen bei den beiden ersten Matineen die Nachkriegszeit und die Zeiten des Umbruchs im Mittelpunkt, ging es diesmal um „die letzten 20 Jahre“. Münsters Hochschulen zählen fast 60.000 Studierende, so Anderbrügge, nehme man Bedienstete und Angehörige hinzu und beziehe den Geschäfts- und Behördenverkehr mit ein, lebe heute jeder zweite Einwohner in, von oder mit der Hochschule. Auch von daher habe sich die Distanz zwischen Hochschulen und Stadtgesellschaft in den letzten Jahren deutlich verringert – nicht ohne Grund habe die Rektorin unlängst von einer „urbanen Universität“ gesprochen. Ähnlich wie etwa in Bonn oder Freiburg bewegten sich Stadt, Hochschulen und Wirtschaft in einer synchronen Entwicklung, betonte Anderbrügge. Und die sei unter anderem gekennzeichnet durch wachsenden Wohlstand, breitgefächerte Bildungs- und Kulturangebote, einen hochdifferenzierten Arbeitsmarkt, einen angespannten Wohnungsmarkt, Verschiebungen im Parteien-Spektrum, zunehmende Bürgerbewegungen und -begehren sowie ein sehr kundiges und kritisches Publikum, vor allem, wenn es um Stadtplanung und -entwicklung gehe. Zwar würden in der Außenwahsynchronen Außenwahrnehmung der Stadt noch gerne die alten Klischees wie provinziell, spießig, langweilig bemüht, so Anderbrügge, aber in der Innenansicht sei man sich einig, dass Münster bunt, schön, jung, international und weltoff en sei. Da passe es ins Bild, dass es einen Touristenboom gebe: „Münster ist eine Marke im Wettbewerb der Städtereisen.“ Die Stadt profi tiere dabei von einer Reihe von Standortvorteilen, wie etwa dem gelungenen Wiederaufbau, der Umgebung mit intakter Umwelt, einer reichen Museumslandschaft oder der Fahrradbegeisterung, die der Stadt so manchen andernorts üblichen Verkehrsstau erspare. Wobei er nicht verschweigen wolle, dass es auch noch Probleme oder Defi zite gebe. Hier nannte er unter anderem das Stadion und das „fehlende Konzerthaus“. Anderbrügge sah auch Widersprüche in der Stadt, etwa zwischen der Innenstadt und den Stadtteilen, zwischen der international orientierten City und einer punktuellen Gettoisierung am Stadtrand. Noch ein Pluspunkt: In den letzten Jahren, so Anderbrügge unter Hinweis auf eine Studie des Instituts für Politikwissenschaft, seien verstärkt Fördervereine entstanden, die entweder als „Ausfallbürgen“ fungieren, indem sie Lücken füllen, die sich durch städtische Finanzprobleme ergeben, oder für „Sahnehäubchen“ sorgen, indem sie Zusatzangebote fi nanzieren. Überdies gebe es eine Welle von neuen Stiftungen, zwei davon hätten sich explizit die Förderung des Bürgerengagements auf die Fahnen geschrieben: die Westfalen-Initiative – und eben die Stiftung Bürger für Münster.