Stefan Rethfeld

„Wir verstehen uns als Zukunftsverein“


Das Engagement von Stefan Rethfeld kann man getrost als „Modellfall“ bezeichnen: Im Jahre 2006 gründete der heute 44-Jährige gemeinsam mit weiteren Engagierten und mit einigen Partnern – darunter die Stadt Münster (Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Verkehrsplanung), die Wirtschaftsförderung, die Fachhochschule Münster („münster school of architecture“) sowie Architektenverbände – einen Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein Stadtmodell im Maßstab 1:500 zu erstellen. Keine einfache Aufgabe.

Denn ein Quadratmeter dieses Modells kostet – je nach Quantität und Qualität der Original-Bebauung – einige tausend Euro. Und für die erweiterte Stadtmitte werden insgesamt 64 Quadratmeter-Platten benötigt. 50 sind mittlerweile fertig. Rethfeld geht davon aus, dass das Modell 2016, wenn der Verein sein zehnjähriges Bestehen feiert, komplett ist.

 

Stefan Rethfeld, gebürtiger Münsteraner, hat die Idee aus Berlin, seiner Studienstadt, importiert. Dort hatte der Architekt und Journalist erlebt, „wie spannend man über die Zukunftsfragen einer Stadt diskutieren kann und welche Instrumente man dafür braucht“. Und eines dieser Instrumente ist eben ein Stadtmodell. Es ermögliche wichtige Einblicke in die Struktur und Topografie der Stadt, mache Zusammenhänge deutlich und führe zu neuen Erkenntnissen. Er selbst habe beispielsweise erst am Modell die sternförmige Anlage der alten Justizvollzugsanstalt an der Gartenstraße wahrgenommen.

Leider hat das Stadtmodell noch keinen festen Standort. Es wird immer mal wieder an wechselnden Orten ausgestellt, zuletzt in der Dominikanerkirche. Rethfeld hofft, dass es in diesem Jahr auch mal im Foyer des neuen Landesmuseums aufgebaut werden kann. Doch auch ohne festen Standort hat es sich, so der Architekt, als Anschauungsobjekt und Diskussionsgrundlage für den Planungsausschuss und den Gestaltungsbeirat, für Investorengespräche sowie interessierte Münsteraner und Touristen längst bewährt und etabliert.

Allerdings ist das Stadtmodell nur ein Aspekt des Vereins Münster Modell e.V., der sich mit seinen rund 90 Mitgliedern und 60 Förderern als baukulturelles Forum sieht. Ziel und Zweck des Vereins gingen weit über das Modell hinaus, betont Rethfeld: „Wir wollen das Bewusstsein für Stadt und Architektur stärken.“ So bietet der Verein auch Diskussionen und Themenabende, Vorträge und Stadtrundgänge. „Im Grunde verstehen wir uns als Zukunftsverein“, präzisiert Rethfeld – als Verein, der sich Gedanken um die Zukunft der Stadt macht. Derzeit besonders um das Martiniviertel, das eigentlich unmittelbar zur Altstadt gehöre und doch verkehrsmäßig abgeschnitten sei, sowie um das Umfeld der alten Justizvollzugsanstalt, die bekanntlich durch einen Neubau an anderer Stelle ersetzt werden soll.

Und genau da, wo es um die Zukunft dieser Stadt geht, sieht der 44-Jährige auch das Motiv seines Engagements. Er möchte, so sagt er, Verantwortung übernehmen für die Debattenkultur in dieser Stadt. Es gebe in Münster gute Grundlagen, um die Architektur- und Stadtqualität weiter zu verbessern – und die Stadt damit noch lebenswerter zu machen.

Wolfgang Schemann