Christina Dutschmann-Stenger

Zuhause auf Zeit


Seit 28 Jahren ist Christiana Dutschmann-Stenger dafür verantwortlich, dass Studenten und junge Wissenschaftler aus aller Welt in Münster ein Dach über dem Kopf fi nden. Im Süden Deutschlands aufgewachsen landete sie nach dem Abschluss ihres Rechtswissenschaftsstudiums in Freiburg, 1980 in Münster. „Mein Mann und auch viele unserer Studiumsfreunde kamen aus NRW und dementsprechend zog es uns Richtung Norden.“ Hier angekommen begann sie für die Universitätsverwaltung zu arbeiten und wurde Abteilungsleiterin für Liegenschaften im Dezernat für Bau und Liegenschaften. Dort war sie in erster Linie für die Verwaltung des Grundbesitzes der Universität zuständig, übernahm aber auch ein Bauprojekt und unter ihrer Leitung entstand so 1984 das Alexander von Humboldt Haus. „Ich hatte nie das Bedürfnis mich zurückzuziehen“ In diesem Zusammenhang kam sie erstmalig mit dem Verein, der sich heute Internationale Studentenwohnheime e.V nennt, in Berührung. Er wurde ca. 1950 von Mitgliedern des Lehrkörpers der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe gegründet, die damals Wohnraum für Studierende schaff en wollten. Als die Hochschule sich dann  jedoch in den 80er Jahren an die Universität angliederte, war die Vereinsarbeit nahezu eingeschlafen. „Ich sollte damals prüfen, ob eine Schenkung des Wohnheims an die Universität möglich gewesen wäre“, erinnert sich Christiana Dutschmann-Stenger. Rasch stellte sich heraus, dass die Universität das Angebot aus haushaltsrechtlichen Gründen nicht annehmen konnte und es war Glück im Unglück, denn dadurch blühte der Verein auf. Er bekam eine neue Satzung und nach nur kurzer Zeit fragte der damalige Rektor der Universität, Prof. Dr. Wilfried Schlüter, ob sie die Vereinsarbeit übernehmen wolle. Seit dieser Zeit ist Christiana Dutschmann-Stenger Geschäftsführerin des Vereins Internationale Studentenwohnheime e.V., dessen Wohnheime sich ursprünglich nur am Kolde-Ring befanden. Durch die Erweiterung des europaweiten Austauschprogramms ‚Erasmus‘ mangelte es jedoch zunehmend an Zimmern. Die leerstehenden ehemaligen Briten-Häuser in Gremmendorf sorgten 2012 schließlich für die Lösung des Problems. Bis heute werden die rund 100 Wohneinheiten von Christiana Dutschmann-Stenger koordiniert. Besonders zeitintensiv ist die ehrenamtliche  Tätigkeit vor jedem Wintersemester. Teilweise sitzt die 62-Jährige bis spät in die Nacht vor ihrem Computer, bearbeitet ca. 300 Wohnanträge und beantwortet zahlreiche Mails aus der Ferne. Dabei versucht sie jedem neuen Bewohner seinen Bedürfnissen entsprechend eine Unterkunft anzubieten. „In den ersten Jahren waren bei Weitem nicht alle Zimmer in Gremmendorf vergeben, aber inzwischen ist die Belegung sehr gut“, sagt Christiana Dutschmann-Stenger stolz. Die in den Reihenhäusern untergebrachten Bewohner stammen aus vielen verschiedenen Ländern und besonders glücklich ist sie, wenn im Sommer die Studenten vor ihren Häusern sitzen, plaudern, Musik machen und ausstrahlen, dass sie sich in Gremmendorf wohlfühlen. Hin und wieder lebt die Frustration auf, wenn eine Person kurzfristig absagt oder nach kurzer Zeit die Koff er packt. Dennoch „hatte ich noch nicht das Bedürfnis mich zurückzuziehen. Außerdem ist der Verein mein Jahrgang, das verbindet“, merkt sie lächelnd an. Vor allem für Wissenschaftler ist der Kontakt ins Ausland besonders wichtig und es motiviert Christiana Dutschmann-Stenger, die jungen Leute dabei zu unterstützen und einen Beitrag zum länderübergreifenden Wissenstransfer zu leisten. Nach 28 Jahren Koordination und Betreuung überwiegen die positiven Erfahrungen und „durch die Arbeit mit den jungen Menschen bleibe ich selber jung.“ Auch wenn es für die meisten Bewohner nur ein Zuhause auf Zeit ist, so freut es sie besonders, wenn am Ende des Aufenthalts wieder jemand sagt: „Ach, was war das schön hier!“

 

Julia Minner