„Man lernt interessante Menschen kennen“
Die Westfälische Wilhelms-Universität ist international ausgerichtet und global vernetzt, sie zählt rund 3400 ausländische Studierende sowie etwa 800 ausländische Gastwissenschaftler. Und die Hochschule tut einiges, um ihnen das Leben in der Westfalenmetropole so angenehm wie möglich zu machen. Aber wirklich funktionieren kann das nur, wenn auch die Münsteraner mitziehen. Für die Gastwissenschaftler gibt es beispielsweise ein „Hospitality“-Programm, das maßgeblich vom Inner-Wheel-Club Münster mitgetragen wird, in dem aber auch Einzelpersonen mitwirken. Eine von ihnen ist Olgamaria Kollhosser, die seit fast einem Jahrzehnt ausländische Gäste begrüßt, betreut – und bisweilen auch mal „bemuttert“.
Man trifft sich üblicherweise im Alexander-von-Humboldt-Haus, einem der vier Gästehäuser der Universität. Dort finden von Zeit zu Zeit Meetings statt, zu denen die Uni neben den Gastwissenschaftlern auch die münsterischen Hospitality-Engagierten einlädt. Natürlich folgen nicht alle Gastwissenschaftler diesen Einladungen. Und auch die, die kommen, reagieren sehr unterschiedlich. „Mit manchen ist es sehr einfach, da kommt man schnell ins Gespräch“, erzählt Olgamaria Kohlhosser, „mit anderen ist es schwieriger.“ Was aber nicht verwunderlich ist, wie sie betont: „Die Menschen kommen ja nicht nur aus ganz unterschiedlichen Richtungen und Ländern, sondern auch mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen hier an.“ Und mitunter stellt schon die Sprache ein Problem dar.
Was Olgamaria Kollhosser und die anderen Hospitality-Engagierten den Gastwissenschaftlern bieten, sind neben den Gesprächen auch mal private Einladungen, Stadtführungen, Ausflüge oder Museumsbesuche. Eher die Ausnahme ist eine Betreuung, die die Münsteranerin einer ausländischen Familie zukommen ließ, die länger in Münster blieb – und deshalb hier ein Haus baute. Olgamaria Kollhosser hat die Frau in diesem Zusammenhang häufiger auf die Ämter der Stadtverwaltung begleitet. „Das hat zwar einiges an Zeit gekostet“, so lächelt sie, „war aber auch für mich sehr interessant.“ Und amüsiert registrierte sie, dass auch der städtische Mitarbeiter die einheimische Begleitung zu schätzen wusste: „Dann waren die Gespräche leichter für ihn.“
Olgamaria Kollhosser will ihr Engagement für das Hospitality-Programm nicht überbewertet wissen: „Das ist doch keine großartige Sache“, wehrt sie bescheiden ab. Und betont, dass sie auch selbst von diesem Engagement profitiere. Nach dem Tode ihres Ehemannes – des langjährigen Jura-Professors Dr. Helmut Kollhosser – habe die Uni-Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles sie gefragt, ob sie nicht für die Gäste der Uni engagieren wolle. Und sie habe gerne zugesagt: „Man kommt mal raus, kann mit anderen sprechen und lernt interessante Menschen kennen.“
Die Universität freilich weiß das Engagement von Olgamaria Kollhosser sehr wohl zu schätzen: Sie verlieh ihr 2009 den Titel einer Ehrenkonsulin – der seinerzeit zum ersten Mal überhaupt vergeben wurde.
Wolfgang Schemann