Matthias Lückertz


Viel besser kann man Sinn und Zweck bürgerschaftlichen Engagements kaum beschreiben: Schon sein Vater, so sagt er, habe ihm „vorgelebt, dass man was tun muss – und nicht nur warten, dass was passiert“. Und er selbst meint: „Man kann die Stadt nicht nur der Politik überlassen – man sollte auch versuchen, über das bürgerschaftliche Engagement etwas mitzugestalten.“

Matthias Lückertz hat diese Devisen beherzigt. Er ist einer der Sprecher der „Kaufleute des Salzstraßen-Viertels“, er gehört zum Führungsduo der „Initiative Starke Innenstadt“ und er ist Vorsitzender des „Vereins der Kaufmannschaft zu Münster von 1835“. Und dann ist da noch ein Engagement, bei dem als zusätzliche Triebfeder „die Liebe zur Kunst und Architektur“ eine wichtige Rolle spielt: Seit rund dreieinhalb Jahrzehnten gehört der heute 60-Jährige zu den „Freunden des Museums für Kunst und Kultur“ – und seit 14 Jahren ist er Vorsitzender dieses Freundeskreises.

Bei seinem Amtsantritt, sagt er, habe er sich „qualitatives wie quantitatives Wachstum auf die Fahnen geschrieben“. Mit Erfolg. Der Freundeskreis, der damals 300 Mitglieder zählte, hat heute rund 950. UndLückertz geht davon aus, dass die 1000er-Marke noch in diesem Jahr geknackt wird. Aber damit ist für ihn noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Gerade wurde eine Kampagne eingestielt, um mehr Firmen als Mitglieder zu gewinnen.

Für das Westfälische Landesmuseum, davon ist Lückertz überzeugt, spielt der Freundeskreis eine wichtige Rolle. Seine Hauptaufgaben sieht er auf den Feldern Marketing und Monetäres. Einerseits trage der Freundeskreis „das Museum in die Öffentlichkeit“, und andererseits finanziere er Ankäufe: „Was wir an Mitteln generieren, geht in die Kunst.“

So haben die Freunde dem Museum zur Wiedereröffnung 2014 eine Arbeit der „weltberühmten Schweizer Künstlerin“Pipilotti Rist spendiert – eine Videoprojektion, die eigens für den Patio, den Innenhof des neuen Museums, konzipiert wurde: „Eine sehr fantasievolle Arbeit, die dem Patio Charakter gibt.“ Kostenpunkt:200.000 Euro. Ein Drittel steuerte das Land bei – zwei Drittel trug der Freundeskreis. Lückertz: „Der größte Ankauf in der Geschichte des Freundeskreises.“

Natürlich sind die Freunde auch zur Stelle, wenn es gilt, Arbeiten der alle zehn Jahre stattfindenden Ausstellung „Skulptur-Projekte“ anzukaufen. 2007 wurde der an den Münster-Arkaden stehende „Adler“ aus dem Projekt „Unsettlingthefragments“ („Erschütterung der Fragmente“) von Martha Rosler finanziert – „nach heißer Diskussion und mit einer knappen Mehrheit von drei Stimmen“. Übrigens eine Besonderheit der münsterischen Museumsfreunde: Seines Wissens, so Lückertz, sind sie der deutschlandweiteinzige Freundeskreis eines Museums, in dem die Mitgliederversammlung basisdemokratisch entscheidet, was angekauft wird: „Das hat seinen besonderen Reiz, das gibt tolle Diskussionen – und das macht richtig Spaß.“

Matthias Lückertz geht davon aus, dass das Engagement für das Museum nicht nur dem Vorsitzenden Spaß macht, sondern auch den Mitgliedern. Zumal denen neben den kunstsinnigen Ankauf-Diskussionen ein umfangreiches Programm geboten wird – mit Vorträgen und Museumsführungen, Kunstreisen und Galeriebesuchen, Workshops und Überraschungsabenden.

Wolfgang Schemann