Vom Arzt verschrieben
Auch wenn er mittlerweile, altersbedingt, die Jogginghose beiseitegelegt hat (und sich stattdessen mehr aufs Fahrradfahren verlegt hat), ist sein Name noch immer eng mit dem Laufen verbunden – denn der 88-Jährige hat Hunderten von Münsteranern das Laufen beigebracht: Gerd Limpert hat 20 Jahre lang den Lauftreff Handorf im wahrsten Sinne des Wortes auf Trab gehalten.
Gerd Limpert kam nicht ganz freiwillig ans Laufen. Es wurde ihm quasi verschrieben. Der Arzt, so erzählt er mit leichtem Schmunzeln, hatte ihm geraten, mit dem Rauchen aufzuhören, sein Gewicht zu reduzieren und sich mehr zu bewegen.
Und Limpert machte sich auf den Weg. Anfang 1975, also vor 40 Jahren, absolvierte er in Coerde einen Laufkursus. Ein Jahr später wechselte er zum Lauftreff Handorf, um durch den Boniburger Wald zu joggen. Und mittlerweile lief er auch nicht mehr nur dem Arzt und seiner Gesundheit zuliebe: „Ich hatte einfach Freude am gemeinsamen Laufen.“ So viel Freude, dass er sogar an mehreren Ausbildungslehrgängen für Lauftreffleiter teilnahm.
Insofern war es nur logisch, dass die Verantwortlichen des TSC Handorf 1987 dem frisch gebackenen Ruheständler Limpert die Leitung des Lauftreffs ans Herz legten – nach dem Motto: „Du bist doch jetzt in Rente, du hast doch Zeit…“ Limpert sagte zu – und machte den Lauftreff, der bis dahin ein bisschen vor sich hingedümpelt war und auch keine Laufkurse im Programm hatte, zu einem Herzensanliegen. Und weil man das Laufen in der Tat lernen muss, bot er jedes Jahr einen gut sechswöchigen Laufkursus an, der beim bewegungswilligen Publikum so gut ankam, dass er nach einer entsprechenden „Anlaufzeit“ oft mehr als 100 Teilnehmer zählte. Ziele, so Limpert: „Die Teilnehmer sollten eine Stunde ohne Pause laufen können.“ Und „Keiner läuft allein durch den Wald und jeder kommt in Begleitung zum Ausgangspunkt zurück.“
Zehn Jahre lang war Gerd Limpert Leiter des Lauftreffs, weitere zehn Jahre fungierte er als Stellvertreter – war aber gleichwohl immer in Aktion, weil sein Nachfolger beruflich sehr eingespannt war. Und so hat er im Laufe der Jahre mehr als 1500 Münsteraner in Schwung gebracht – und sich selbst in Schwung gehalten.
Das Laufen war aber nicht das Einzige. Eigentlich, so antwortet Gerd Limpert auf entsprechende Fragen, habe er sich sein ganzes Leben lang ehrenamtlich engagiert. Erst als Klassensprecher, dann als Leiter der DGB-Jugendgruppe, später im Vorstand der AOK, fast 30 Jahre lang als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Münster und am Landesarbeitsgericht Hamm, außerdem sechs Jahre im Rat der Stadt Münster und 15 Jahre lang als SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung Münster-Mitte. Wie das ehrenamtliche Vielfach-Engagement zu erklären ist? „Das weiß ich auch nicht“, lächelt der 88-Jährige, „meist hat mich jemand gefragt – und ich habe geantwortet: Na, gut.“ Vielleicht steckt’s ja in den Pösten, wie die Westfalen sagen. Und ein bisschen lag`s womöglich auch am Beruf, wie Limpert mutmaßt. Schließlich sei er lange Gewerkschaftssekretär gewesen – „der ja auch dafür arbeitet, dass es anderen besser geht“.
Wolfgang Schemann