Marita Nover

Für ein besseres Miteinander


Marita Novers ehrenamtliches Engagement lässt sich mit einem Wort beschreiben: abwechslungsreich. Es fing an, als sie, gebürtig aus Bremen bei Soest stammend, vor 25 Jahren mit ihrem Mann von Münster nach Wolbeck zog:„Wir wollten gerne Anschluss finden und neue Leute kennenlernen.“Da beide religiös sind, war es naheliegend, sich in der ortsansässigen evangelischen Kirchengemeinde zu engagieren. Nover, die in Bielefeld groß geworden ist, in Münster studiert hat und ausgebildete Sozialpädagogin ist, beginnt Kindergruppen zu leiten und hilft, den Kindergottesdienst zu organisieren. Das macht ihr so viel Spaß, dass sie immer mehr Verantwortung bekommt.

Sie wird 1992 ins Presbyterium gewählt, wo sie in den letzten zehn Jahren (2004-2014) die Leitung übernimmt. Die Arbeit dort ist bunt und vielfältig, erstreckt sich von dem Aufstellen von Haushaltsplänen und der Übersicht über Finanzen und Mitgliedschaften, über Unterstützung des Konfirmandenunterrichts und der Seniorenarbeit bis zur inhaltlichen Planung von Gottesdiensten und Öffentlichkeitsarbeit. „Das ist das Schöne daran: Dass es so abwechslungsreich ist und man gleichzeitig merkt, dass man daran wächst.“

 

Doch es gibt noch ein weiteres wichtiges Projekt, für das sich Marita Nover einsetzt: die Stärkung der Ökumene. Dies war lange keine Selbstverständlichkeit. Eine eigene evangelische Gemeinde entstand in Wolbeck erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele Flüchtlinge aus denehemaligen, protestantisch geprägten Ostgebieten kamen. Spannungen zwischen den Neuankömmlingen und den meist katholischen Einheimischen waren die Folge: „Die Protestanten waren die Fremden im Dorf“, erklärt Nover. So durften diese beispielsweise nicht dem örtlichen Schützenverein beitreten. Doch das war nicht das einzige Problem. Denn es gab keine evangelische Kirche in der großen Gemeinde Wolbeck und so kurz nach dem Krieg fehlte das Geld, eine zu bauen. „Gottesdienste wurden zuerst in Gaststätten und Schulen gefeiert“, erzählt die ehemalige Gemeindeleiterin. Dass dies jedoch nur eine Übergangslösung sein konnte, wurde schnell deutlich. 1955 war es dann soweit: In Alberslohkonnte die erste evangelische Kirche gebaut werden – durch ehrenamtliche Arbeit der Gemeindemitglieder. „Im Dorf trifft man heute noch Leute, die Stein für Stein, Pfennig für Pfennig zusammengelegt haben, um diese Kirchen aufzubauen. Das ist natürlich etwas, das die Gemeinde sehr prägt.“ In Zusammenarbeit mit einem Bauvereinfolgte zehn Jahre später auf gleiche Weise die zweite Kirche in Wolbeck.

Dass aus dem anfänglichen Misstrauen gegenüber Fremden mittlerweile eine lebendige Gemeinschaft geworden ist, ist auch mit Marita Novers Verdienst. „Ich bin evangelisch und mein Mann ist katholisch. Da war es klar, dass wir uns für die Ökumene engagieren wollten.“ Mit Erfolg: 2008 unterzeichnet Wolbeck als eine der ersten Gemeinden Münsters eine ökumenische Partnerschaftsvereinbarung darüber, wie das gemeinsame kirchliche Handeln gestaltet werden soll. „Als dann Unterschrift und Siegel unter der Urkunde standen, waren wir sehr stolz. Es ist besonders schön, wenn man bedenkt, dass sich Katholiken und Protestanten früher so skeptisch gegenüber standen.“ Doch nicht nur Momente wie dieser begeistern Marita Nover an ihrer Arbeit. Sondern auch die Tatsache, dass sie persönlich viel dabei gelernt hat. Zum Beispiel wie man sich durchsetzt und selbstbewusster wird: „Schüchtern zu sein kann man sich nicht leisten, man muss über den eigenen Schatten springen. Das hat mich verändert.“

Die Gemeindeleitung würde sie immer wieder übernehmen. Es sei wichtig, eine Vision zu haben und dann Menschen zu finden, mit denen man diese gemeinsam umsetzen kann. Und sich dabei nicht nur um sich selbst zu kümmern, sondern auch um andere. Auf der anderen Seite dürfe man die Menschen, die sich engagieren, nicht aus dem Blick verlieren. „Ich finde es wichtig, dass sich Menschen ehrenamtlich engagieren, aber auch, dass man diese Arbeit sieht. Vieles geschieht im Hintergrund, aber wir sollten es trotzdem würdigen.“

Lena Amberge